Yin Yoga – Ruhepol und Energiequelle
„Yin Yoga ist der sanfte Weg zur Selbstfindung, Heilung
und innerem Frieden.“
Paul Grilley
Ursprung des Yin Yoga
Die Yin Yoga Praxis ist eine Synthese aus dem traditionellen Hatha Yoga, Meditation und traditionellen chinesischen Wissen. Namensgeber dieses Yogastils ist der Amerikaner Paul Grilley, der durch seine Studien und Ausbildungen Yin Yoga weltweit bekannt gemacht hat. Er erkannte, dass die sichere Ausführung einer Yogahaltung nicht alleine von der intensiven und häufigen Praxis des Yogaschülers abhängig ist, sondern auch vom Bewegungsspielraum des einzelnen Menschen, der durch die individuelle Skelettstruktur vorgegeben ist. Durch das Ausbreiten von eher yang-geprägten Poweryogastilen wie Asthanga, Vinyasa oder Birkram Yoga in unserer heutigen schnelllebigen und hektischen Zeit, war es ein notwendiger und natürlicher Ausgleich, dass die entschleunigende, passive Yin Qualität auch im Yoga Einzug hielt.
Was ist das besondere am Yin Yoga?
Langes und entspanntes Halten
Die Yin Positionen werden vorwiegend im Sitzen und Liegen ausgeführt. Es ist ein sanftes in die Stellung hinein sinken und dann Halten der Position über längere Zeit (3-5 Min. oder länger) mit möglichst keiner oder nur wenig Muskelaktivität.
Einsatz von Hilfsmitteln
Bolster, Yogakissen, Blöcke und Gurte können unterstützend beim Halten der Positionen eingesetzt werden. Dadurch kann die Muskulatur vollständig entspannen. Die Schwerkraft würde sonst den Körper zu intensiv Richtung Boden ziehen und eine „Schutzanspannung“ verursachen. Auch eine intensivere Dehnung kann durch Hilfsmittel erreicht werden.
Wirkung auf fasziales Körpergewebe
Yin-Yoga wirkt besonders auf alle Arten von Faszien im Körper, die Muskeln, Organe, Knochen, Nerven und Blutgefässe umhüllen. Sie reagieren eher auf langsame, sanfte, lang anhaltende Beanspruchung durch Dehnung oder Kompression. Dabei bleibt die Muskulatur entspannt, so dass die Beanspruchung auch das tiefer liegende Fasziengewebe erreicht. Verklebungen und Verspannungen im faszialen Gewebe können so aufgelöst werden und die Beweglichkeit fördern. Auch Gelenkstrukturen werden sanft beansprucht und dadurch stabiler und kräftiger.
Individualität in der Praxis
Die Yin-Yoga-Praxis sollte immer den persönlichen Bedürfnissen angepasst werden, frei von jeglichem Leistungsdenken. Es gibt keine perfekte Idealposition zu erreichen. Jeder Körper (Gelenkstruktur, Gewebeeigenschaften, Faszienspannung, Schmerzempfinden etc.) ist einzigartig und deshalb wird die Position bei jedem von aussen anders aussehen und von innen unterschiedlich empfunden. Es ist wichtig, dass sich der Körper jederzeit gut fühlt im „Wohlfühlweh“ und kein Ehrgeiz beim Halten der einzelnen Positionen entsteht. Es ist vielmehr viel Achtsamkeit und Respekt gegenüber dem Körper notwendig. Durch das lange Halten ist viel Zeit, um deinem Bedürfnissen zu lauschen und deiner Körperintelligenz zu vertrauen.
Atem und Achtsamkeit
Der Atem sollte während der Yin-Haltungen ganz ruhig, gleichmäßig und mühelos fließen, auf mentaler Ebene mit Lenkung in die beanspruchten Zielbereiche wo Dehnung oder Kompression spürbar ist. „ Die Energie folgt immer der Aufmerksamkeit“
Was bewirkt Yin Yoga?
Yin Yoga verbessert unsere Beweglichkeit und stärkt die Gelenke.
Diese Faszien umhüllen Muskeln, Nerven, Blutgefäße und Knochen und werden in der Yin Yoga Praxis auf sanfte Weise gedehnt und komprimiert. Verklebungen und Verspannungen im faszialen Gewebe können so aufgelöst werden und die Beweglichkeit fördern. Auch die Gelenkstrukturen werden durch moderaten Zug und Druck sanft beansprucht und dadurch stabiler und kräftiger.
Yin Yoga kann Schmerzen verringern.
Es befinden sich sehr viele Schmerzrezeptoren im Fasziengewebe. Bedingt durch unbewusste Fehlhaltungen und Belastungen sowie andauernder Stress im Alltag, kann es zu Verhärtungen und Verklebungen im Fasziengewebe kommen, die zu Schmerzen führen können. Durch die sanfte Beanspruchung im Yin Yoga wird das Fasziengewebe neu ausgerichtet, entspannt und gereizte Nerven können beruhigt werden.
Yin Yoga ist Achtsamkeitspraxis und wirkt ausgleichend auf mentaler und emotionaler Ebene.
Das längere und meditative Halten unterstützt das zur Ruhe kommen der Gedanken im Geist. Durch die meditative Innenschau können negative Gedanken und Situationen besser beobachtet, reflektiert und neu bewertet werden. Gerade bei dauerhaften Stress verbunden mit Erschöpfungssymptomen, kann Yin Yoga helfen zu entschleunigen und zu entspannen. Menschen, die sonst Probleme beim Meditieren haben, können mit Yin Yoga einen leichteren Zugang dazu finden. Die Konzentration auf das langsame und bewusste Hineingehen und Halten einer Yin Yoga Position kann zum Anker für das Gegenwartsbewusstsein, ein Anker für den Moment werden.
Yin Yoga harmonisiert den Energiefluss.
Ein stagnierender Chi Fluss durch körperliche und mentale Verspannungen kann diverse gesundheitliche Beschwerden hervorrufen. Die Yin Yoga Positionen helfen, den Energiefluss im Körper wieder zu harmonisieren. Durch das Öffnen der Meridiane, der feinstoffliche Energiebahnen im Körper, kann unsere Lebensenergie, das Chi (bzw. Prana) wieder frei durch die Meridiane fließen und heilend auf die Organfunktionen und den gesamten Körper wirken. Wir fühlen uns von Innen heraus gestärkt und kraftvoller.
Für wen ist Yin Yoga geeignet?
Yin Yoga ist für jeden geeignet, unabhängig vom Alter und körperlichen Voraussetzungen.
Dabei kommt es nicht darauf an wieviel Yogapraxis du bereits hast, sondern ob du bereit bist, dich und deinen Körper tiefer zu spüren und deinen Bewegungsspielraum zu erweitern – für mehr Wohlbefinden auf allen Ebenen.
Durch das Anpassen der Yin Yoga Positionen an die individuelle Körperstruktur und den sinnvollen Einsatz von Hilfsmitteln und Variantionen, kannst du jeden Position so einnehmen, dass sie dir angenehm und ist und du dich damit wohlfühlst. Du selbst entscheidest dabei, wie tief du dich in die Stellung sinken lässt. Lerne wieder deiner Intuition und deiner Körperintelligenz zu vertrauen, statt auf gelernte Konzepte wie eine Yogaposition aussehen sollte.
„Yin Yoga zielt nicht darauf ab, dass der Körper ein Asana erreicht, sondern dass die Asanas den Körper erreichen.“ (Bernie Clark)